Als ich dann nach den
hervorragenden und locker vorgetragenen und locker vorgetragenen Ansprachen
der VerteterInnen der LT, der FAU, der FöGA, des Projekt A, einer Anarchafeministin
und einer Großkommunebewohnerin ans RederInnenpult trat, war ich erschlagen
von all den Menschen (fast 2000) und der Tatsache, daß jeder/r einzelne jetzt
von mir etwas anderes erwartete, ich schlotterte vor Nervosität und das ganze,
in meinem Kopf zurechtgelegte Konzept fiel in sich zusammen, so daß ich nur
noch unzusammenhängendes Zeug stammeln konnte und mir zunehmend schwarz vor
Augen wurde.
Zur Wiedergutmachung
hier jetzt also der Text, den ich lieber direkt vom I-AFD Flugblatt "Wer
wir sind - was wir wollen " hätte vorlesen sollen. Vielen Dank übrigens,
daß Ihr trotz allem nach meiner Ansprache geklatscht und mir auch später für
dieses Versagen viel Verständnis entgegengebracht habt - ich hab' mich nämlich
wirklich geschämt!
Richart
Eine Aktion des Antiklerikalen Arbeitskreis im Libertären Forum Aschaffenburg während der Demonstration auf dem Römer
Foto: Thomas K.
Initiative für eine
Anarchistische Föderation in Deutschland I-AFD
Seit Ende 1989 gibt
es die Initiative für eine anarchistische Föderation
Die I-AFD will zum Auf-
und Ausbau anarchistischer Strukturen in diesem Land beitragen, den Informations-
und Meinungsaustausch im libertären Spektrum der BRD unterstützen sowie Vernetzungs-
und Organisationsprozesse anregen. Langfristiges Ziel ist die Schaffung einer
handlungsfähigen Anarchistischen Föderation in Deutschland, die als gesellschaftlich
relevante Kraft in die sozialen Auseinandersetzungen eingreifen kann.
Um dabei Mißverständnissen
vorzubeugen: Wir sind kein Verein, der - mal wieder - versucht eine A-Föderation
auf nationaler Ebene zu "gründen". Dies wurde ja in den letzten
zwanzig Jahren schon mehrfach erfolglos ausprobiert. Das spricht aber, wie
wir meinen, weder gegen die Möglichkeit, noch gegen die Notwendigkeit einer
solchen anarchistische Organisation.
Die verschiedenen Fehlschläge
auf bundesweiter und regionaler Ebene haben aber bewiesen, daß es nicht ausreicht,
wenn ein paar Gruppen ein Gründungstreffen veranstalten, sich zur Föderation
ernennen und damit beginnen, wie wild Programme, Theoriepapiere und politische
Richtlinien zu verfassen. Von daher kam und kommt für uns nur der Ansatz einer
Initiative in Frage, in der sich solche FreundInnen und GenossInnen organisieren
können, die wie wir eine libertäre Vereinigung wollen, die AnarchistInnen
mit verschiedenen theoretischen Ansätzen und aus unterschiedlichen Gruppierungen
zusammenführt, sich an den Prinzipien des Föderalismus, der freien Vereinbarung
und der gegenseitigen Hilfe orientiert und in der jedes Mitglied, jede lokale
und regionale Gliederung völlige Autonomie genießen.
Wir sind davon überzeugt,
daß eine solche Organisation notwendig ist, um den Anarchismus wieder ins
Blickfeld vieler Menschen zu rücken, als erstrebenswerte Alternative zu den
herrschenden Verhältnissen attraktiv zu machen und unsere "reale Utopie"
von einer freien Gesellschaft gegen diese Verhältnisse durchzusetzen!
Nicht zuletzt die Internationalisierung
von Kapital- und Staatsmacht, die weltweit immer rapider unter imperialistischen
Vorzeichen voranschreitet, hat auch den Aufbau internationaler, anarchistischer
Strukturen wieder zu einem zentralen Thema für libertäre Militante in vielen
Ländern werden lassen.
Dabei hat der Zusammenbruch
des "real existierenden Sozialismus" völlig neue Möglichkeiten und
Perspektiven eröffnet. Gerade wegen der relativen Isolation der diffusen,
bundesdeutschen A-Strukturen innerhalb der weltweiten, anarchistischen Bewegung
vertritt die I-AFD einen praktischen, libertären Internationalismus und hat
von Anfang an größten Wert auf eine grenzüberschreitende Kooperation gelegt,
die über das Unterzeichnen gemeinsamer Demoaufrufe und Plakate hinausgeht.
Konkret heißt das, daß
wir uns auch international organisiert haben. So gehört die I-AFD inzwischen
der Internationale der Anarchistischen Föderationen (IFA) an, mit der wir
schon seit fast drei Jahren zusammenarbeiten. In der IFA sind außerdem die
FAI (Italien), die FAF aus Frankreich, die FLA (Argentinien), die FAI (Spanien)
und die exilbulgarische UAB vertreten.
Außerdem gehört die
I-AFD zu den Gründungsgruppen des internationalen A-INFOS Netzwerkes, einem
losen Zusammenschluß von libertären Gruppen, Vereinigungen und Organisationen,
der 1990 ins Leben gerufen wurde.
An diesem Netzwerk beteiligen
sich inzwischen Gruppen und Vereinigungen aus Belgien, Frankreich, Deutschland,
Italien, den Niederlanden, Portugal, Großbritannien, Griechenland, der Schweiz,
Rußland und Uruguay. Die meisten angeschlossenen Projekte bringen (mehr oder
weniger) regelmäßig erscheinende Informationsbulletins, die A-INFOS, heraus,
und es finden etwa zweimal im Jahr informative Treffen von VertreterInnen
des Netzwerkes statt.
Die I-AFD versteht sich
nicht als Repräsentantin oder "Sprachrohr" der deutschen A-Szene
und stellt auch keinen unrealistischen Versuch dar, das gesamte libertäre
Spektrum durch Aufforderung zur Vereinigung bewegen zu wollen. Wir wollen
vielmehr langfristig vor allem einzelne FreundInnen und GenossInnen ansprechen,
die in ihre lokalen und regionalen Projekte eingebunden sind; aber auch diejenigen,
die - meist in Kleinstädten oder auf dem "flachen Land" - als unfreiwillige
"EinzelkämpferInnen" isoliert dastehen und/oder Schwierigkeiten
haben, Kontakte zu mobilisieren, die aus Frust über die scheinbare Perspektivlosigkeit
des "A's im Kreis" und dauernde Szene-Querelen das Handtuch geworfen
und sich in den letzen Jahren aus der aktiven Arbeit zurückgezogen haben.
Außerdem sind wir natürlich
auch an ständigen Kontakten mit anderen anarchistischen Projekten in der BRD
sowie an Informations- und Meinungsaustausch und praktischer Zusammenarbeit
interessiert.
Mitglieder der I-AFD
können alle libertären AktivistInnen und Gruppen werden, die wie wir die Notwendigkeit
des Aufbaus organisierter A-Strukturen sehen, sich auf lange Sicht dafür engagieren
wollen und unsere Arbeitsgrundlage anerkennen, die auf dem allgemeinen I-AFD
Treffen am 15./16.9.'90 verabschiedet wurde.
Diese allgemeine Treffen,
die mindestens einmal pro Jahr stattfinden, sind praktisch Minikongresse unserer
Initiative, auf der wir gemeinsame Projekte, auftauchende Probleme und die
Ergebnisse unserer Arbeit diskutieren und solche Fragen regeln, die alle Mitglieder
oder die gesamte I-AFD betreffen.
Dabei gilt in der Regel
das Konsensprinzip, d. h. es wird über strittige Punkte solange verhandelt,
bis ein für alle Parteien akzeptables Ergebnis erzielt wird. Ist dies nicht
möglich, wird die Entscheidung entweder auf einen späteren Termin verschoben,
in gegenseitigem Einverständnis eine Abstimmung durchgeführt oder es werden
parallel unterschiedliche Möglichkeiten praktiziert.
Internationalismus und
libertäre Organisationsfragen sind natürlich nicht die einzigen Themen, mit
denen sich Mitglieder und SympathisantInnen der I-AFD/IFA beschäftigen. So
sind wir z. B. in Bereichen wie Antifa, Antisexismus, Kommunal- und Drogenpolitik,
A-Medienarbeit aktiv und beteiligen uns an verschiedenen anderen alternativen
und libertären Vereinigungen und Basisprojekten.
FreundInnen und GenossInnen,
die weitere Informationen über unsere Arbeit wünschen, sich daran beteiligen
und mit uns zusammenarbeiten wollen, können sich über unsere offenen Kontaktadressen
mit uns in Verbindung setzen.
Im Herbst 1993
Initiative für eine
Anarchistische Föderation in Deutschland
Kontaktadresse:
I-AFD, c/o Eine-Welt-Laden,
Westwall 62, 47798 Krefeld
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