Poesie'n'Politics: Gedicht von David #1

Was mich im Innern tief verletzt,
ist nicht allein, wie's ist.
Es ist auch wie es sein könnte,
das ich so tief vermiss'.
Was man mir so erzählt,
wie's eigentlich schon wär:
Versuch ich's umsetzen,
merk ich, das wird schwer.

Das Sterben und Verrecken,
die Angst und das Verstecken.
Dass wir wie bessere Sklaven,
kein freies Leben haben.
Verschwenden unsere Lebenszeit,
verbringen sie mit Lohnarbeit,
die keinem etwas nützt,
der kein Kapital besitzt.
All das und viel mehr,
macht mir das Herz sehr schwer.

Doch was zu allem Überfluss,
mich endgültig zu brechen scheint,
das ist die Diskrepanz,
weit klaffend zwischen Schein und Sein.
Was Menschen meinen und was ist,
das passt nicht aufeinander.
Was mich so richtig fertig macht:
Ideologie und Propaganda.

Es ist nicht nur das Was,
es ist auch Wie und Wer.
Ganz normale Menschen,
greifen zum Gewehr,
schlachten sich und jeder
denkt er sei im Recht.
Die andern seien die Bestien,
von Kopf bis Fuße schlecht.
Sie folgen den Befehlen, klar,
doch machen sie's auch gern.
Sie tun es für "das Gute",
mir dreht sich's im Gedärm.

Das gilt nicht nur für Krieg,
wo die Jugend sich erschießt.
Das gilt fürs ganze Leben:
"Wir sind gut, ihr seid fies!"
Nen Führer braucht es auch nicht mehr,
das regelt schon der Markt
mit seiner unsichtbaren Hand,
erbarmungslos und stark.
Kein böser Strippenzieher,
kein Akt gegen die Moral.
Nur Sachzwang und Profit,
der Zwang des Kapital.

Wenn man etwas runterbricht,
wirds immer etwas unkorrekt.
Auch das hier ist vereinfacht,
und sicher etwas ungerecht.
Doch müsst' ich's runterbrechen,
so kurz wie's möglich sei,
dann fände ich ein Wort:
Heuchelei!