Das folgende Gedicht ist damals 2015 am Ende der anarchistischen Jugendgruppe und Webseitenprojekts „anarchistischer Funke“ entstanden. Ein Projekt welches von 2009 bis 2015 Bestand hatte, was für die vorhandene Sprunghaftigkeit von kleinen Anarchogrüppchen doch eine ordentliche Zeit war. Der Wirkradius dieses Ansatzes dürfte überdies recht gering geblieben sein. Dennoch ist es nicht bedeutungslos, die auch kleinen Ansätze innerhalb unserer Bewegung nicht zu vergessen, was grade in Zeiten, wo viele Zusammenhänge nur noch über soziale Medien ausfindig zu machen sind, immer schwieriger wird. Durch die Abschaltung des Anbieters „blogsport“ sind einige Webseiten verloren gegangen. So auch die Webseite des anarchistischen Funken. Ich dokumentiere an dieser Stelle das Gedicht „Der Funke“, die Auflösungserklärung und das Interview zur Auflösung mit dem anarchistischen Radio Berlin.
Eine Inspiration.
Ein Gedanke.
Eine Idee.
Ein Funke.
Ein Wort.
Ein Lied.
Ein Bild.
Ein Funke.
Der Duft der Revolte liegt in der Luft.
Der Duft der dein Herz zum Rasen bringt.
Der Duft einer brennenden Barrikade.
Der Duft eines Buches voller Wissen.
Wunsch. Lied.
Inspiration. Bild.
Gedanke. Wort.
Ein Lied.
Findet den engen Weg
in dein fast taubes Gehör
wie ein kleiner Funke
auf eine Pfütze Benzin.
Ein Bild.
Dessen einmalige Schönheit
deine Augen berührt
und endlich vertreibt
was dich einst hat geblendet.
Ein Wort.
Simpel und klein
doch es beschreibt
deine endlose Suche
nach Freiheit und Liebe.
Ein Wunsch.
Allein in deinem Kopf
irrt er umher
auf der Suche
nach dem Ausgang.
Lass ihn raus!
Leg ab deine Zweifel!
Öffne deinen Kopf!
Schrei die Gedanken heraus!
Ergib dich der Explosion,
die deine Einsamkeit zerstört.
Dies ist der letzte Artikel unseres Blogs „Anarchistischer Funke“. Nach sechseinhalb Jahren werden wir diesen nun einstellen. - Aber warum denn? Und was ist dieser Anarchistische Funke? Häää? – Als wir im November 2009 angefangen haben, war der Anarchistische Funke mehr als nur copy+paste von interessanten Artikeln, die wir auf anderen Internetseiten gefunden haben; das ist ja seit einiger Zeit leider die einzige Funktion dieses Blogs. Angefangen haben wir als eine kleine junge anarchistische Gruppe. Der Blog diente als Plattform zur Veröffentlichung unserer Texte und Aktivitäten. Wir waren jung und wollten unsere Gedanken und Überlegungen öffentlich dokumentieren, in der Hoffnung, dass andere junge Menschen sie lesen und sich politisieren. Wir wollten; und zum Teil ist uns das auch gelungen; einen Blog schaffen, auf dem leicht verständliche Kritik über die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse als auch Texte über anarchistische Ideale und Theorien gelesen werden können. Diese sollten als Funke den Freiheitsdrang in anderen Menschen entfachen. Unseren Flyer „Anarchie ungleich Anomie“ lassen wir auch heute noch gerne auf Infoständen liegen, falls wir noch ein paar alte Exemplare davon finden. In gewisser Weise spiegelt dieser Blog auch unsere eigene Entwicklung wider. Über viele unserer früheren Artikel würden „erfahrene und belesene Linksradikale“ wohl einfach nur lachen; und über aktuellere, vielleicht auch; manche Texte oder Textstellen würden auch wir heute wohl nicht mehr so schreiben, aber all das ist ein Teil von uns und unserer Entwicklung und wir sind glücklich diesen Weg gegangen zu sein. Von daher werden wir auch keine alten Artikel, die wir heute vielleicht nicht mehr gut finden, löschen. Wir waren nie perfekt und werden es auch nie sein, aber das Feuer in unseren Herzen wird nie erlischen.
Der Grund für die Einstellung dieses Blogs ist recht simpel: „keine Zeit“. Das bedeutet aber nicht Lohnarbeit, Studium oder Partybesäufnisse. Mittlerweile gibt es so viele anarchistische, libertäre und antiautoritäre Projekte im Ruhrgebiet, die wir am liebsten alle gleichzeitig unterstützen würden. Da bleibt leider weder Zeit noch Kraft diesen niederschwelligen Blog mit Inhalten zu füttern. Und auch wenn wir schon ein wenig traurig darüber sind, dass dieser Blog, also ein Teil von uns, nun nur noch als Onlinearchiv unserer Texte dienen wird, so blicken wir in diesem Moment mehr denn je mit voller Zuversicht in die Zukunft. Nennt uns Träumer oder Irre, Utopisten oder Spinner, aber wir haben das Gefühl, dass uns hier zumindest ein kleiner Flächenbrand bevorsteht. Nein, wir sprechen nicht von Revolte oder gar Revolution. Was wir meinen ist die Entstehung einer schlagkräftigen, radikalen Bewegung, die sich allen Feinden der Freiheit entgegenstellt und gleichzeitig wirkliche Alternativen zum Bestehenden aufbaut. Warum haben wir dieses Gefühl? Wenn wir in den letzten Jahren eines gelernt haben, dann dass Eigeninitiative und Selbstorganisation besser sind als Hoffnungen und Forderungen. Politiker sind korrupt und machtgeil und einen Messias hat es und wird es nie geben. Wenn sich etwas ändern soll, dann müssen wir selbst dafür sorgen. Und so wollen wir diesen letzten Artikel nutzen, um euch nochmal aufzufordern, aktiv zu werden und euch zu organisieren. Wir könnten diesen Text nun mit viele schönen und immer noch richtigen Sprüche wie „Allein machen sie dich ein“ oder „Bildet Banden“ beenden. Stattdessen tun wir es mit etwas mehr Pathos und Gefühl. Ein selbstgeschriebenes Gedicht, welches ziemlich gut zu diesem Ende passt und für uns einen würdigen Abschluss dieses Blogs darstellt.
Radio Interview mit dem anarchistischen Radio Berlin