Wer sind die Anarchist:innen und was ist Anarchismus?


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Anarchismus Theorie Einführung

Vorwort

Was ist Anarchismus? Chaos vielleicht? Oder Gesetzlosigkeit? Darauf könnte man zumindest kommen, wenn man hört, was in den Medien normalerweise so als "Anarchie" bezeichnet wird. Doch in Wahrheit hat das alles mit der anarchistischen Idee nichts zu tun. Was Anarchismus wirklich ist und wer die Anarchist:innen sind, das erklärt der US-Amerikaner Thomas Giovanni, Mitglied der Black Rose Anarchist Federation, in einer 2017 veröffentlichten Einführung. Wir haben sie übersetzt und an einigen Stellen etwas besser lesbar gemacht, damit ihr diesen tollen Text auch mit euren neugierigen Verwandten, Freund:innen, Kolleg:innen und Nachbar:innen teilen könnt. Viel Spaß beim Lesen!

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Übersetzung

Wer sind die Anarchist:innen und was ist Anarchismus?
Nach dem Einsatz militanter Straßentaktiken bei den Protesten gegen Trumps Amtseinführung, dem umstrittenen Ausschluss zweier prominenter rechter Redner an der University of California, Berkeley, und einer Reihe von öffentlichkeitswirksamen Aktionen gegen die extreme Rechte haben Anarchist:innen in den Medien mehr Aufmerksamkeit erhalten und eine breite Debatte ausgelöst, insbesondere über antifaschistische Kämpfe. Aber viele Menschen sind immer noch verwirrt über den Anarchismus und assoziieren ihn mit wahlloser Gewalt, Chaos und Unordnung. Dieses verzerrte Bild steht im Widerspruch zu mehr als einem Jahrhundert anarchistischer Aktivitäten innerhalb und außerhalb der Vereinigten Staaten. Wofür steht der Anarchismus, wenn nicht für Chaos und Unordnung? Woran glauben Anarchist:innen?

Anarchistische Grundwerte
Auf der grundlegendsten Ebene glauben Anarchist:innen an den gleichen Wert aller Menschen. Anarchist:innen glauben auch, dass hierarchische Machtverhältnisse nicht nur ungerecht sind, sondern diejenigen, die Macht haben, korrumpieren und diejenigen, die keine haben, entmenschlichen. Stattdessen glauben Anarchist:innen an direkte Demokratie, Kooperation und Solidarität. Anarchist:innen lehnen den Staat, den Kapitalismus, die weiße Vorherrschaft, das Patriarchat, den Imperialismus und andere Formen der Unterdrückung ab, nicht weil sie an Unordnung glauben, sondern weil sie an gleiche Freiheit für alle glauben und sich gegen alle Formen von Ausbeutung, Herrschaft und Hierarchie wenden. Wenn Anarchist:innen also nicht für Unordnung und Chaos sind, wofür sind sie dann? Anarchist:innen erkennen, dass die derzeitige Gesellschaftsordnung individualistische, wettbewerbsorientierte Unordnung und ökologische Zerstörung fördert und nicht die Freiheit für Alle. Im Kapitalismus zum Beispiel hat die reiche Elite die Freiheit, den Rest von uns zu beherrschen und auszubeuten, während sie uns die Freiheit nimmt, unsere Arbeit und unser Leben zu kontrollieren, und uns die Möglichkeit nimmt, gerecht an den globalen und historisch entstandenen wirtschaftlichen und technologischen Fortschritten in unserer Welt teilzuhaben. Im Gegensatz dazu unterstützen Anarchist:innen die Prinzipien der Solidarität und der gleichen Freiheit für alle, in allen Bereichen der Gesellschaft.

Direkte Demokratie ersetzt den Staat
Der demokratische Staat ist für Anarchist:innen ein Widerspruch in sich. Der Staat ermöglicht nicht wirklich Teilhabe und Mitbestimmung, sondern ist eher ein Regierungssystem, in dem einige regieren und andere regiert werden. Er besteht aus hierarchischen Institutionen und Machtverhältnissen, in denen einige wenige, gewählte oder nicht gewählte Personen (und nicht die gesamte Gesellschaft), verbindliche, wertebasierte Entscheidungen für den Rest von uns treffen und diese Entscheidungen mit der direkten - oder unterschwelligen - Androhung von Gewalt durchsetzen. Um uns selbst ohne den Staat zu regieren, schlagen Anarchist:innen direkt demokratische Versammlungen mit mandatierten (das bedeutet sie müssen die spezifischen Ansichten und Stimmen aller aus der Versammlung einbringen) und sofort abberufbaren Delegierten (nicht "Repräsentant:innen", die gewählt werden und dann ihre eigenen Entscheidungen treffen) vor, um in Dialog, Verhandlung und Kompromiss mit einer größeren Anzahl von Menschen zu treten. Anstelle der Wahl von Senator:innen und Vertreter:innen schlagen die Anarchist:innen zum Beispiel Stadtteilversammlungen mit vielleicht 200 bis 400 Personen vor, um die verschiedenen Probleme, die sich in unserer Gesellschaft stellen, direkt zu besprechen, zu debattieren und zu erörtern. Zusammenschlüsse von Nachbarschaften könnten ihre Delegierten mit spezifischen Beschlüssen zu jedem Thema entsenden, um dasselbe für lokale Versammlungen, regionale Versammlungen und eine globale Versammlung zu tun. Wenn jede dieser vier Ebenen direktdemokratischer Versammlungen etwa 300 Personen umfassen würde, könnte man eine direktdemokratische Selbstverwaltung von 8,1 Milliarden Menschen erreichen. Natürlich ist dies nur ein theoretisches Beispiel und in der Praxis könnte dies unterschiedliche Formen und Zahlen annehmen; aber diese direktdemokratischen Formen würden dafür sorgen, dass nicht mehr andere Personen Entscheidungen für die Weltbevölkerung treffen und stattdessen eine direktdemokratische Entscheidungsfindung aller Menschen auf dem Planeten beinhalten.

Bedeutet das, dass wir gegen Verwaltungsinstitutionen wären, die mit der Entwicklung wissenschaftlicher Forschung oder der Koordinierung der Gesundheitsversorgung oder der Bildung der Bevölkerung beauftragt sind? Nein, natürlich nicht. Allerdings würde das System der elitären Kontrolle, das solche Institutionen beherrscht und manipuliert, abgeschafft werden. Stattdessen würden diese Institutionen von unten nach oben durch unsere Versammlungen und Räte von beauftragten Delegierten rechenschaftspflichtig sein und mit freiwilliger Zusammenarbeit unter denen, die in diesem Bereich tätig sind, gefüllt werden - so wie viele Vereinigungen und Institutionen heute trotz der Versuche einer staatlichen Kontrolle von oben nach unten bereits funktionieren.

Eine gleichberechtigte und freiheitliche weltweite Wirtschaftsordnung
Was ist mit der Wirtschaft? Alle Anarchist:innen sind Antikapitalist:innen und wir glauben, dass die breite Arbeiter:innenklasse den Kapitalismus beenden und ihn durch ein Wirtschaftssystem ersetzen muss, das uns allen zugute kommt. Die meisten Anarchist:innen glauben an den Kommunismus (nicht an die staatlichen Diktaturen in Ländern wie der UdSSR, China oder Kuba, die von "kommunistischen" Parteien geführt wurden oder werden). So wie der Begriff ursprünglich im 19. Jahrhundert verwendet wurde, bedeutet Kommunismus für Anarchist:innen stattdessen eine staatenlose, klassenlose Gesellschaft, in der das Land, die Maschinen, die Gebäude, die Ressourcen und andere Werkzeuge, Infrastruktur und Orte, mit denen und in denen wir wirtschaftliche Aktivitäten ausüben, von unten nach oben durch direktdemokratische Versammlungen der arbeitenden Menschen und beauftragte Delegierte in verschiedenen koordinierenden Rollen kontrolliert würden. Es würde also ähnlich wie unsere Nachbarschaftsversammlungen funktionieren. Dabei käme es wahrscheinlich zu einer Spezialisierung, aber die Aufgaben würden gerechter verteilt, so dass die Arbeitszeit verkürzt, die Arbeitsbedingungen verbessert und unerwünschte Arbeit abgeschafft oder von vielen geteilt würde. Das Sagen am Arbeitsplatz hätten diejenigen, die die Arbeit verrichten, wobei sie gegenüber ihren Nachbarschaften und den Föderationen von Nachbarschaften auf lokaler, regionaler und globaler Ebene verantwortlich wären. Die kommunistische Maxime "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" bedeutet, dass von jedem Menschen erwartet wird, dass er nach seinen Fähigkeiten einen Beitrag leistet, egal in welcher Funktion. Die einzelnen Menschen wären dann in der Lage, alle ihre Bedürfnisse (Gesundheit, Bildung, Wohnung, Transport, Nahrung, Kleidung und so weiter) und viele ihrer Wünsche (Unterhaltung, Luxusartikel) auf einer gleichberechtigten Basis zu befriedigen.

Im Gegensatz zu einigen historischen, "von-oben-nach-unten" strukturierten Modellen würde eine "von-unten-nach-oben" strukturierte Wirtschaft die Vielfalt der Produktion von Waren und Dienstleistungen für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche von Individuen fördern. Alle Menschen hätten jedoch die Möglichkeit, ihre Fertigkeiten und Fähigkeiten entsprechend ihrer Kapazitäten, Talente und Wünsche zu entwickeln, so dass sie einen möglichst erfüllenden und produktiven Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Allerdings wird nicht von allen erwartet, dass sie für die Gesellschaft arbeiten (Rentner:innen, Kinder im Schulalter, Eltern in Babypause, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen und so weiter). Von Alleinstehenden würden andere Arten und Niveaus gesellschaftlicher Arbeit erwartet werden als von Eltern, genauso wie von Menschen mit Behinderungen und anderen. Die Erfüllung der unterschiedlichen Erwartungen würde nicht zu einer unterschiedlichen Entlohnung führen. Alle Bedürfnisse und Wünsche würden auf eine gleichberechtigte Weise erfüllt, die niemanden benachteiligt, weil er größere Bedürfnisse hat (zum Beispiel Gesundheitsbedürfnisse oder Bedürfnisse der eigenen Kinder). Alles in allem würde das gesellschaftliche Prestige nicht auf dem Erwerb von Dingen basieren, sondern auf auf der Leistung eines sinnvollen Beitrags zur Gesellschaft entsprechend den individuellen Fähigkeiten.

Auch die Wirtschaft würde eine globale Wirtschaft sein, die danach strebt, die Fähigkeiten, Talente und Fertigkeiten aller zum Nutzen aller zu entwickeln und anzuwenden. Dies würde ein Engagement für internationale Solidarität und die gemeinsame Nutzung von Technologie, Ressourcen und Wissen beinhalten, um die geschichtlich, wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich bedingten Ungleichheiten in unserer Welt zu beseitigen. Wenn wir allen die Möglichkeit geben, ihr Potenzial auszuschöpfen, indem wir ihnen die entsprechenden Ressourcen, Möglichkeiten und Verbindungen zur Verfügung stellen, wird dies zu tiefgreifenden Fortschritten führen, da wir die Fähigkeiten so vieler Menschen freisetzen, die derzeit nicht in der Lage sind, ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Das bedeutet, dass die Bewegung, die wir aufbauen, global sein muss. Ein revolutionärer sozialer Wandel würde jedoch wahrscheinlich ungleichmäßig verlaufen, da es in einigen Bereichen zu Erfolgen und in anderen zu Rückschlägen kommen würde, während wir rund um den Globus Verbindungen aufbauen, um gemeinsam zu kämpfen und reaktionäre, elitäre und unterdrückerische Kräfte zu schwächen. Diese Kämpfe werden von denjenigen angeführt werden, die am unmittelbarsten von den unterschiedlichen Formen gesellschaftlicher Unterdrückung betroffen sind.

Die Beseitigung gesellschaftlicher Unterdrückung
Jenseits von Politik und Wirtschaft gibt es immer noch große Ungleichheiten und herrschende Machtverhältnisse, die unsere Welt beeinflussen. Systeme und Kulturen der weißen Vorherrschaft, religiöse Vorurteile, Patriarchat, Heterosexismus, Fremdenfeindlichkeit und viele andere Formen der Unterdrückung beherrschen immer noch unsere Welt. Die Zerstörung dieser Institutionen, Systeme und unterdrückerischen kulturellen Elemente ist ein zentraler Bestandteil der anarchistischen Vision. Diese Systeme müssen beseitigt und durch gleichberechtigte Beziehungen ersetzt werden, die Respekt, Befreiung, Solidarität, Vielfalt und Autonomie innerhalb verschiedener Gemeinschaften in den Vordergrund stellen, was es den Menschen ermöglicht, frei und vollständig menschlich zu sein, und zwar auf die Art und Weise, die sie wählen - solange dies nicht die Beherrschung, Unterdrückung oder Ausbeutung anderer beinhaltet.

Wie sieht es mit der Polizei aus? Mit Verhaltensweisen, die die Gesellschaft schädigen? Mit Verbrechen? Die überwältigende Mehrheit dieser schädlichen Verhaltensweisen ist auf strukturelle Ungleichheiten im Kapitalismus und andere unterdrückerische Systeme zurückzuführen. Ein weiterer wichtiger Faktor, der zu schädlichem Verhalten und Verbrechen beiträgt, ist die unzureichende Versorgung mit psychologischen Hilfsangeboten. In einer anarchistisch-kommunistischen Gesellschaft würde der Großteil der Anreize und Ursachen für Kriminalität beseitigt werden. Überreste von schädlichem, gewalttätigem und unterdrückerischem Verhalten würden jedoch fortbestehen. Der Anarchismus unterstützt nicht die Freiheit einiger, andere auszubeuten, zu unterdrücken oder zu schädigen - er ist kein wettbewerbsorientiertes "Alle-gegen-Alle" wie der Kapitalismus. Stattdessen geht es im Anarchismus grundsätzlich um die Abschaffung herrschender und unterdrückender Machtverhältnisse. Dies würde keine spezialisierte Institution wie die Polizei einbeziehen, die zu viel repressive Macht in den Händen von zu wenigen anhäuft, was zu Korruption, Missbrauch und der Verfestigung von Hierarchien führt. Stattdessen würden organisierte, breit angelegte und rotierende Gemeinschaftspatrouillen und Netzwerke für schnelle Reaktion - unterstützt durch ein verstärktes Gefühl gesellschaftlicher Solidarität, Vertrautheit und Engagement unter Nachbar:innen im anarchistischen Kommunismus - gegen reaktionäre, schädliche oder andere unterdrückerische Handlungen von Einzelpersonen und Gruppen vorgehen. Transformative, also die Gesellschaft verändernde, Gerechtigkeitsprozesse - die sich in einer Reihe von nordamerikanischen indigenen Kulturen entwickelt haben - könnten dazu dienen, einzelne Übeltäter:innen zur Verantwortung zu ziehen und zu versuchen, solche Handlungen in Zukunft zu verhindern.

Die Möglichkeit des Anarchismus
Ist das alles überhaupt möglich? Die am weitestgehenden anarchistischen Bewegungen, die eine solche Vision umgesetzt haben, gab es in der chinesischen Mandschurei von 1929 bis 1931, in der Ukraine von 1917 bis 1921 und in Spanien von 1936 bis 1939. Anarchist:innen haben auch einige der ersten Arbeiter:innenbewegungen auf fast allen Kontinenten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aufgebaut, hatten starken Einfluss oder waren bedeutende Kräfte in ihnen. In jüngerer Zeit sind auch einige revolutionäre libertäre (1) Gesellschaften entstanden (die zwar keine anarchistisch-kommunistischen Gesellschaften sind, aber in die gleiche Richtung gehen und mit vielen der gleichen breit angelegten Werten und Prinzipien übereinstimmen), zum Beispiel im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, in den 1990er Jahren bis heute, angeführt von den Zapatistas, und in Rojava im Nordosten Syriens, von 2012 bis heute (während sie gleichzeitig erfolgreich und heldenhaft gegen die Kräfte des sogenannten "Islamischen Staats" kämpfen).

Wie kommen wir dahin? Anarchist:innen glauben an direkte Aktion, Macht von unten und eine präfigurative Politik. Strategien direkter Aktion bedeuten, dass Anarchist:innen nicht versuchen, in ein öffentliches Amt gewählt zu werden (oder die Kontrolle über den Staat mit anderen Mitteln zu erlangen), vorrangig vor Gericht zu klagen, um Gesetze zu ändern, oder Führungspositionen in Unternehmen zu erlangen, um zu ändern, wie die Dinge laufen. Stattdessen versuchen wir durch direktdemokratische, kollektive Aktionen von unten nach oben an unseren Arbeitsplätzen, Schulen und in unseren Gemeinden, diejenigen in Machtpositionen zu zwingen, unsere Bedingungen zu verbessern (oder die Bedingungen direkt zu ändern, ohne die Zustimmung der Mächtigen), während wir gleichzeitig die Macht von unten nach oben in der breiten Arbeiter:innenklasse aufbauen, die für größere Fortschritte und letztlich grundlegende Veränderungen notwendig ist. Zu den kollektiven direkten Aktionen können beispielsweise Streiks, Boykotte, Blockaden, ziviler Ungehorsam oder direkte Veränderungen ohne Zustimmung von oben gehören. Darüber hinaus tragen umfassendere Bildungs- und Organisierungsbemühungen dazu bei, solche Aktionen auf eine Art und Weise aufzubauen, die den Kampf und das Bewusstsein erweitert. Die Macht von unten, die wir aufbauen, ist unabhängig vom Staat, von politischen Parteien oder anderen elitären oder hierarchischen Kräften und repräsentiert stattdessen die kollektive, gleichberechtigte, direktdemokratische Macht der breiten Arbeiter:innenklasse in unseren Nachbarschaften, an unseren Arbeitsplätzen und Schulen.

Präfigurative Politik bedeutet, dass wir versuchen, uns auf eine Art und Weise zu organisieren, die mit der Gesellschaft übereinstimmt, in der wir leben wollen, und gleichzeitig die Macht von unten aufzubauen. Wir organisieren uns in einer direktdemokratischen, kollektiven und gleichberechtigten Weise, in der wir den Kapitalismus, den Staat und alle Systeme der Unterdrückung sowohl außerhalb als auch innerhalb unserer Bewegungen konfrontieren und damit beginnen, die Samen der Veränderung zu pflanzen und die Fundamente einer neuen Gesellschaft zu errichten. Das tun wir, indem wir Macht von unten in Bewegungen und Organisationen, deren Teil wir heute sind, immer weiter aufbauen. Die verschiedenen elitären, reaktionären oder anderweitig unterdrückerischen Kräfte werden dies nicht einfach zulassen. All dies wird ein Kampf sein, der letztlich zur Revolution führen wird - zur Abschaffung des Staates, zur Enteignung aller Produktionsmittel, die von einigen wenigen in die Kontrolle und den Nutzen aller übergehen, und zur grundlegenden Umwandlung der herrschenden, unterdrückerischen und ausbeuterischen Systeme, Institutionen und Kulturen unserer Welt in die befreienden, freien und gleichberechtigten Systeme von morgen.

Um eine solche Gesellschaft zu schaffen, müssen wir nach Ansicht der Anarchist:innen jetzt damit beginnen, in einer Weise zu handeln, die einer solchen Gesellschaft entspricht. Wir müssen alle Systeme der Unterdrückung, Beherrschung und Ausbeutung in unseren Nachbarschaften, Schulen und an unseren Arbeitsplätzen bekämpfen und schwächen und dabei andere Modelle und Beziehungen aufbauen. Diese Samen der neuen Welt, welche wir im Kampf gegen die Unterdrückung der alten Welt pflanzen, müssen sich im Laufe der Zeit im Kampf gegen die derzeitigen Systeme entwickeln, bis wir die Möglichkeit haben, sie zu ersetzen. Wenn wir wirklich glauben, dass alle Menschen gleich viel wert sind, dass alle die gleiche Freiheit haben sollten und dass wir glauben, dass eine solche Welt ein erstrebenswerter Ort wäre, dann muss eine solche Revolution stattfinden. Die Eliten werden uns das nicht geben, also müssen wir dafür kämpfen. Schließt Euch uns - und Euren Nachbar:innen, Kolleg:innen, Kommiliton:innen und allen Mitgliedern der breiteren Arbeiter:innenklasse - also an im Kampf gegen Herrschaft, Ausbeutung und Unterdrückung, um gemeinsam eine bessere Welt zu schaffen.

Fußnote des Autors:

  • (1) Der Begriff "libertär" wurde in der Vergangenheit weltweit als Synonym für Anarchismus verwendet. Die Rechte in den Vereinigten Staaten versuchte in den 1970er Jahren, diesen Begriff mit der Gründung der prokapitalistischen, wettbewerbsorientierten, hyperindividualistischen "Libertarian Party" zu übernehmen. Dies hat nichts mit Anarchismus oder der libertären Linken zu tun, die sozialistisch und kooperativ ist und glaubt, dass wahre Individualität im Kontext gesunder kollektiver Beziehungen kultiviert wird.

die plattform - anarchakommunistische Föderation

“die plattform”, ist eine anarchakommunistische Föderation für den deutschsprachigen Raum. Unser Ziel ist die Überwindung aller Formen der Unterdrückung und Herrschaft und der Aufbau einer herrschafts-, klassen- und staatenlosen Gesellschaft auf Grundlage des anarchistischen Kommunismus.

Black Rose Anarchist Federation / Federación Anarquista Rosa Negra (BRRN)

ist eine 2014 gegründete politische Organisation, die eine gemeinsame politische Linie und eine gemeinsame strategische Vision des Aufbaus von Volksmacht an unseren Arbeitsplätzen, in unseren Nachbarschaften und Schulen mit dem Ziel eines libertären Sozialismus verfolgt. Mit Ortsgruppen und Kontakten in mehr als einem Dutzend Städten konzentriert sich unsere Organisationsarbeit auf den Aufbau von Massenbewegungen wie Mietergewerkschaften, Nachbarschaftsversammlungen, Kampagnen am Arbeitsplatz, Studentengewerkschaften, die Organisation von Gefangenen und die Verteidigung von Gemeinschaften, die sich gegen Kriminalisierung wehren.

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